Selbstverletzendes Verhalten
Informationen für Bezugspersonen
Alltagsdiskriminierung

Schönheitsideale
Queere Jugendliche sehen sich häufig mit starren Körperbildern und Schönheitsidealen basierend auf westlichen Vorstellungen von Attraktivität, wie helle Haut, schlanker Körperbau und bestimmte Gesichtszüge konfrontiert. Diese Normen sind tief und oft unterbewusst verankert und werden besonders in den Medien verbreitet, was Jugendlichen Druck macht, ihnen zu entsprechen. Besonders trans*-Jugendliche stehen oft unter großem Druck, da ihr Körper nicht den binären Geschlechtervorstellungen entspricht, die in der Gesellschaft vorherrschen. Hier spielt auch heteronormative Gewalt eine Rolle.
Heteronormativität
Queere Jugendliche, die oft nicht den gesellschaftlichen heteronormativen Erwartungen in Bezug auf Geschlecht oder Aussehen entsprechen, erleben Gewalt in Form von Mobbing, Diskriminierung oder Abwertung.
Innerhalb von gesellschaftlichen Systemen wie zum Beispiel Schule, Sportverein, etc. herschen oft unbewusst Erwartungen, welche als „normal“ gelten und mit Machtverhältnissen einhergehen. In diesem System werden Personen und Verhalten, die dem System nicht entsprechen, sanktioniert, ausgegrenzt und als ‚anders‘ oder ‚abweichend‘ markiert. Diese Markierung als „von einer Norm abweichend“ wird auch als ‚Othering‘ (Reuter 2015) bezeichnet. Dies zeigt sich oft in Form von (subtilen) Erwartungen oder auch in offen aggressiven psychischen Übergriffen gegenüber „den anderen“. Eine weitere Form von Gewalt, welche oft unbewusst ausgeübt wird, sind Mikroaggressionen.
Mikroaggressionen im Alltag
Besonders in der Schule erleben queere Jugendliche häufig Mobbing, Ausgrenzung, Diskriminierung oder Mikroaggressionen. Mikroaggressionen sind alltägliche, oft subtile und/oder unbewusste Äußerungen, Handlungen oder Verhaltensweisen, die eine abwertende oder diskriminierende Botschaft senden. Obwohl diese meist unbeabsichtigt sind, können sie negative Auswirkungen auf die Betroffenen haben, indem sie Vorurteile, Stereotype oder Machtungleichgewichte verstärken.
Der Satz „Lesbisch sein ist nicht schlimm“ mag gut gemeint sein, impliziert aber, dass es überhaupt eine negative Seite geben könnte, die man relativieren muss. Hetero sein wird nicht auf diese Weise kommentiert, wodurch queere Identitäten unnötig hervorgehoben und als „anders“ dargestellt werden. Das verstärkt subtile Ausgrenzung.
Ein weiteres Beispiel für eine Mikroaggression könnte ein Kommentar wie „Du siehst aber gar nicht schwul aus!“ sein. Dieser Satz impliziert, dass es ein bestimmtes Aussehen gäbe, das man von queeren Menschen erwartet. Solche Bemerkungen, obwohl oft nicht absichtlich verletzend gemeint, vermitteln unterschwellige Botschaften, dass queere Jugendliche in eine bestimmte stereotype Vorstellung passen sollten.
Interaktionen dieser Art mögen zunächst banal erscheinen, können aber in ihrer Häufung großen psychischen Stress erzeugen und das Gefühl der Ausgrenzung verstärken. Sie tragen dazu bei, bestehende soziale Ungleichheiten und Diskriminierungen zu verstärken.
Disclaimer
Die Inhalte dieser Seite dienen ausschließlich Informations- und Aufklärungszwecken. Sie sind keine medizinische, psychologische oder therapeutische Beratung und ersetzen nicht die Diagnose oder Behandlung durch ausgebildete Fachpersonen. Unser Ziel ist es, aufzuklären und Hilfsangebote sichtbar zu machen, um Wege aus der Selbstverletzung zu finden. Wenn du Fragen oder Sorgen bezüglich deiner physischen oder psychischen Gesundheit hast, wende dich bitte an eine Ärztin / einen Arzt, Therapeut*in oder eine andere qualifizierte Fachperson. Nur diese können eine fundierte Diagnose stellen und dir geeignete Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen. In akuten Notfällen oder Krisensituationen rufe bitte sofort den Notruf 112 an oder kontaktiere eine Krisenhotline.