Selbstverletzendes Verhalten
Informationen für Bezugspersonen

Wie Du Dein Kind unterstützen kannst

Die hier bereitgestellten Informationen dienen nicht als Ersatz für professionelle, langfristige Unterstützung. Unser Ziel ist es, erste konkrete Hilfestellungen zu bieten, die überbrücken sollen, bis eine professionelle Begleitung organisiert werden kann. Wir empfehlen dringend, sich an qualifizierte Fachkräfte zu wenden, um umfassende und nachhaltige Unterstützung zu erhalten.

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Miteinander in Kontakt kommen

Als Eltern oder enge Bezugsperson ist es oft besonders schwer, mit Selbstverletzung umzugehen. Vielleicht fühlst Du Dich hilflos oder überfordert. Wichtig ist, dass Du Deinem Kind signalisierst, dass Du da bist und es unterstützen möchtest.

Gespräche über schwierige Themen wie Selbstverletzung fallen nicht leicht, sind jedoch notwendig. Vertraue nicht darauf, dass selbstverletzendes Verhalten „von selbst“ aufhört oder Dein Kind einfach aus der Situation „herauswächst“.

Es ist nicht wichtig, alles „richtig“ zu sagen. Zeige Deinem Kind, dass Du Dir Sorgen machst, es liebst und ihm helfen willst. Zeige Interesse auf Augenhöhe und nimm Dein Kind und dessen Gefühle ernst. Sei nicht frustriert, wenn der erste Versuch, ins Gespräch zu kommen, nicht gleich gelingt; Selbstverletzung ist ein sehr emotionales Thema und Deinem Kind fällt es wahrscheinlich nicht leicht, über Gefühle zu reden.

Zuhören und ernst nehmen:
Gib Deinem Kind die Möglichkeit, über Gefühle zu sprechen und nimm diese ernst.
Offene Fragen wie „Wie fühlst Du Dich?“ oder „Was brauchst Du gerade?“ signalisieren Interesse und Wertschätzung.

Wertfreies Zuhören:
höre zuerst respektvoll zu bevor Du etwas sagst.
Vermeide Reaktionen wie „Warum tust Du Dir das an?“ oder „Das macht doch alles nur schlimmer“. Stattdessen könnte eine offene Frage wie „Kannst Du mir erzählen, was Dich dazu gebracht hat?“ ein Gespräch auf Augenhöhe eröffnen.
Vermeide es, das Verhalten zu bewerten oder zu bagatellisieren.

Ernst nehmen:
Selbst, wenn die Verletzungen oberflächlich erscheinen, ist es wichtig, das Verhalten und die Gefühle des Jugendlichen ernst zu nehmen. Selbstverletzung ist immer ein Zeichen emotionaler Überforderung, das nicht ignoriert werden sollte.

Scham und Schuld nehmen:
Mache Deinem Kind deutlich, dass es keinen Grund gibt, sich für Selbstverletzung zu schämen. Deine wertfreie Haltung kann helfen, Vertrauen aufzubauen.

Bleibe geduldig:
Es kann sein, dass Dein Kind noch nicht bereit ist, über seine Gefühle zu sprechen, wütend reagiert oder sich verschließt. Versuche, ruhig und verständnisvoll zu bleiben, und suche später erneut den Kontakt.

Ermutige Offenheit: Unterstütze Dein Kind darin, über Erfahrungen, Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen, und sei ein Vorbild, indem Du selbst offen über Deine eigenen Gedanken und Emotionen sprichst.

Verbringe Zeit gemeinsam: Gemeinsame Aktivitäten, die Euch beiden Freude bereiten, können Vertrauen aufbauen und Deinem Kind das Gefühl geben, nicht allein zu sein.

Hole Dir selbst Unterstützung:
Wenn Dein Kind noch nicht bereit ist, Hilfe anzunehmen, kannst Du selbst Beratung in Anspruch nehmen. Queersensible Beratungsstellen bieten Unterstützung für Bezugspersonen und Eltern.

Hier findest du einen weiterführenden Leitfaden (englisch) zum Umgang mit selbstverletzendem Verhalten.

Angebote, die Dein Kind zu unterstützen:

Krisen-Hotlines: Weisen auf Hilfsangebote wie Krisenhotlines hin (z. B. Krisenchat). Diese bieten eine niedrigschwellige Möglichkeit für Jugendliche, über ihre Gefühle zu sprechen, nicht nur in akuten Situationen.

  • Queersensible Beratungsstellen: Diese bieten eine Möglichkeit für Jugendliche, über ihre Gefühle zu sprechen, ohne direkt in eine Therapie einzusteigen. Sie können weiterführende Hilfen aufzeigen und darüber hinaus eine längerfristige Unterstützung oder Begleitung bieten.
  • Peer-Support und Selbsthilfegruppen: Es gibt zahlreiche Selbsthilfegruppen und Peer-Support-Angebote für Jugendliche, die sich selbst verletzen. Besonders hilfreich können auch Gruppen sein, die sich explizit an queere Jugendliche richten, da diese oft ähnliche Diskriminierungserfahrungen und Herausforderungen teilen.
  • Ärztliche oder therapeutische Unterstützung: Empfehle Deinem Kind die Konsultation einer therapeutischen Fachkraft – etwa über Queermed.

Disclaimer

Die Inhalte dieser Seite dienen ausschließlich Informations- und Aufklärungszwecken. Sie sind keine medizinische, psychologische oder therapeutische Beratung und ersetzen nicht die Diagnose oder Behandlung durch ausgebildete Fachpersonen. Unser Ziel ist es, aufzuklären und Hilfsangebote sichtbar zu machen, um Wege aus der Selbstverletzung zu finden. Wenn du Fragen oder Sorgen bezüglich deiner physischen oder psychischen Gesundheit hast, wende dich bitte an eine Ärztin / einen Arzt, Therapeut*in oder eine andere qualifizierte Fachperson. Nur diese können eine fundierte Diagnose stellen und dir geeignete Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen. In akuten Notfällen oder Krisensituationen rufe bitte sofort den Notruf 112 an oder kontaktiere eine Krisenhotline.