Selbstverletzendes Verhalten
Informationen für queere Jugendliche
Wenn es nicht anders geht…
Wundversorgung
Oft gibt es Momente, in denen es besonders schwerfällt, andere Bewältigungsstrategien anzuwenden. Wenn es doch zu Selbstverletzung kommt, ist es wichtig, gut für dich zu sorgen. Dazu gehört auch, deine Wunden richtig zu versorgen, um gesundheitliche Risiken zu minimieren.
Was du beachten solltest, um deine Gesundheit zu schützen:
- Achte darauf, dass du gegen Tetanus und Diphterie geimpft bist – beides ist sehr wichtig!
- Dies kannst du mit deinem Impfpass in der Apotheke, in deiner Hausarztpraxis oder in der nächsten Notfallambulanz überprüfen lassen.
- Wenn du dich selbst verletzen musst, desinfiziere bitte vorher den Gegenstand und deine Haut.
- Achtung: Benutzte ausschließlich Desinfektionsmittel für Wunden! (Nicht für Oberflächen oder Hände!) Geeignete Mittel bekommst du z.B. in der Apotheke.
- Benutze Gegenstände ausschließlich für dich!
Wichtige Punkte zur Wundversorgung:
- Desinfiziere die Wunde: Es ist sehr wichtig, dass du die Wunde sofort reinigst, um das Risiko einer Infektion zu minimieren. Verwende ein Desinfektionsmittel, das speziell für Wunden geeignet ist (nicht für Oberflächen oder Hände!). Desinfiziere sowohl die Wunde als auch den Bereich um die Verletzung herum. Achte darauf, dass du sanft vorgehst, um die Haut nicht zusätzlich zu reizen.
- Verwende sterile Verbände: Nachdem du die Wunde desinfiziert hast, bedecke sie mit einem sauberen, sterilen Pflaster oder Verband. Dies schützt die Wunde vor Schmutz, Bakterien und anderen äußeren Einflüssen, die eine Infektion verursachen könnten. Sterile Verbände findest du in Apotheken oder Erste-Hilfe-Kästen. Wechsle die Verbände regelmäßig, um die Wunde sauber zu halten und eine schnelle Heilung zu unterstützen.
- Halte die Wunde sauber und trocken: Achte darauf, die Wunde regelmäßig zu kontrollieren. Wenn du bemerkst, dass der Verband schmutzig oder nass geworden ist, solltest du ihn sofort wechseln. Eine saubere und trockene Wunde heilt schneller und reduziert das Risiko von Infektionen erheblich.
- Bluten lassen, aber nur für kurze Zeit: Wenn du dich geschnitten hast und die Wunde blutet, kann das Blut dabei helfen, Schmutz und Keime aus der Wunde zu spülen. Lasse die Wunde jedoch nur kurz bluten und drücke dann mit einem sterilen Verband oder Tuch auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen.
- Keine unnötigen Berührungen: Versuche, die Wunde so wenig wie möglich mit den Händen zu berühren. Auch wenn deine Hände sauber sind, könnten sich Bakterien auf der Haut befinden, die eine Infektion verursachen könnten. Trage, wenn möglich, Einmalhandschuhe (z. B. aus einem Erste-Hilfe-Kasten), wenn du die Wunde versorgst.
Besondere Vorsicht bei Verbrennungen und tiefen Wunden
- Verbrennungen: Wenn du dich verbrennst, kühle die betroffene Stelle sofort unter fließendem, kühlem (aber nicht eiskaltem) Wasser. Halte die verbrannte Haut etwa 10 bis 20 Minuten unter Wasser, um die Durchblutung zu reduzieren, Schwellungen zu vermeiden und die Haut zu beruhigen. Verbrannte Haut nicht mit Eis kühlen! Dies kann die Haut noch weiter schädigen. Nach dem Kühlen solltest du die Wunde mit einem sterilen Verband abdecken. Tiefe oder großflächige Verbrennungen sollten unbedingt sofort ärztlich versorgt werden.
- Tiefere Wunden oder klaffende Schnitte: Wenn eine Wunde tief ist, stark blutet oder klafft, solltest du sofort ärztliche Hilfe suchen. Ein tiefer Schnitt kann Sehnen, Nerven oder Blutgefäße beschädigen, was schwerwiegende Folgen haben kann. Drücke ein sauberes Tuch oder eine sterile Wundauflage auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen, und suche so schnell wie möglich eine Ärztin oder einen Arzt auf. Sollte die Wunde stark und pulsierend bluten oder dir schwindelig werden, rufe sofort den Notruf 112.
Notfälle
Oft kann eine Selbstverletzung ernsthafte medizinische Komplikationen verursachen, die eine professionelle Behandlung erfordern. Hier sind einige Anzeichen, bei denen du unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen solltest:
- Anhaltende Blutung: Wenn die Blutung nach 10 bis 15 Minuten nicht aufhört, auch wenn du Druck auf die Wunde ausübst, suche sofort ärztliche Hilfe. Es könnte sein, dass die Wunde tiefer ist, als du dachtest, oder dass ein größeres Blutgefäß verletzt wurde.
- Stark fließendes Blut: Wenn das Blut stark fließt, ist das ein Anzeichen dafür, dass möglicherweise eine größere Ader beschädigt wurde. In diesem Fall ist sofortiger ärztlicher Notdienst nötig. Lege die verletzte Körperstelle hoch und rufe den Notruf 112 an.
- Anzeichen einer Infektion: Schwellung, Rötung, Wärme, Eiter oder starke Schmerzen an der Wunde könnten auf eine Infektion hinweisen. Eine unbehandelte Infektion kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. In solchen Fällen solltest du so schnell wie möglich eine Ärzt*in oder einen Arzt aufsuchen, um eine Behandlung mit Antibiotika oder anderen Maßnahmen zu erhalten.
- Taubheitsgefühl oder eingeschränkte Beweglichkeit: Wenn du nach der Verletzung in dem betroffenen Bereich Taubheit oder Kribbeln verspürst oder die Beweglichkeit eingeschränkt ist, könnte das darauf hindeuten, dass Nerven oder Muskeln verletzt wurden. Hier solltest du unbedingt eine medizinische Fachkraft aufsuchen.
- Verbrennungen, die größer als deine Handfläche sind: Große oder tiefe Verbrennungen sollten niemals unbehandelt bleiben. Sie können schnell zu Infektionen führen oder dauerhafte Hautschäden verursachen. Verbrennungen, die Blasen bilden oder tiefer als die oberste Hautschicht sind, gehören immer in die Hände von Fachleuten.
- Unwohlsein, Schwindel oder Schwäche: Wenn du dich nach der Selbstverletzung schwach, schwindelig oder sehr unwohl fühlst, könnte das auf einen Blutverlust oder eine körperliche Reaktion hinweisen, die sofort ärztlich behandelt werden muss.
Notruf und Notfallversorgung
Wenn du merkst, dass du eine ernste Verletzung hast und sofortige Hilfe brauchst, zögere nicht, den Notruf 112 zu wählen. Der Notdienst wird dir so schnell wie möglich helfen. Deine Gesundheit ist wichtig, und du hast das Recht, im Notfall die bestmögliche Hilfe zu erhalten.

Wichtige Hinweise zur ärztlichen Behandlung
Wenn du dich entscheidest, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, könnte es sein, dass du Angst davor hast, wie du behandelt wirst. Es kann passieren, dass Ärzt*innen oder andere Fachkräfte nicht richtig mit dem Thema Selbstverletzung umgehen oder dich vielleicht sogar verurteilen. Denke daran: Du hast das Recht auf eine respektvolle und professionelle Behandlung, unabhängig davon, warum du dich verletzt hast. Diskriminierung ist im Gesundheitswesen leider immer noch ein Problem, aber das bedeutet nicht, dass du es hinnehmen musst.
Falls du das Gefühl hast, nicht respektvoll behandelt zu werden, kannst du:
- Das Gespräch suchen: Manchmal sind Fachkräfte sich nicht bewusst, wie verletzend ihre Worte oder ihr Verhalten sein können. Wenn du dich sicher fühlst, sprich offen an, wie du dich fühlst und dass du dir eine respektvolle Behandlung wünschst.
- Eine andere Fachkraft aufsuchen: Du hast das Recht, eine andere Ärzt*in oder einen anderen Arzt zu konsultieren, wenn du dich schlecht behandelt fühlst. Es gibt viele Menschen im Gesundheitswesen, die Erfahrung im Umgang mit Selbstverletzung haben und dich respektvoll behandeln werden.
- Oft kann es hilfreich sein, eine*n Freund*in, ein Familienmitglied oder eine andere vertraute Person mit zum Arzttermin zu nehmen, um dich emotional zu unterstützen und gegebenenfalls für dich einzustehen.
Unabhängig davon, warum du dich verletzt hast, ist es wichtig, gut auf deine körperliche Gesundheit zu achten. Wenn du dich verletzt, verdient dein Körper dieselbe Pflege wie bei jeder anderen Verletzung. Du bist es wert, dass man sich um deine Gesundheit kümmert – und du selbst verdienst es auch, dich gut um dich zu kümmern.
Disclaimer
Die Inhalte dieser Seite dienen ausschließlich Informations- und Aufklärungszwecken. Sie sind keine medizinische, psychologische oder therapeutische Beratung und ersetzen nicht die Diagnose oder Behandlung durch ausgebildete Fachpersonen. Unser Ziel ist es, aufzuklären und Hilfsangebote sichtbar zu machen, um Wege aus der Selbstverletzung zu finden. Wenn du Fragen oder Sorgen bezüglich deiner physischen oder psychischen Gesundheit hast, wende dich bitte an eine Ärztin / einen Arzt, Therapeut*in oder eine andere qualifizierte Fachperson. Nur diese können eine fundierte Diagnose stellen und dir geeignete Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen. In akuten Notfällen oder Krisensituationen rufe bitte sofort den Notruf 112 an oder kontaktiere eine Krisenhotline.
