Selbstverletzendes Verhalten
Informationen für queere Jugendliche

Trauma und Scham

Viele queere Menschen haben traumatische Erfahrungen gemacht: sei es durch verbale oder körperliche Übergriffe, sexualisierte Gewalt oder ständige Diskriminierung und Ausgrenzung. Diese Erlebnisse hinterlassen tiefe emotionale und oft auch körperliche Wunden.

Traumata führen häufig zu Scham, Schuldgefühlen und einem niedrigen Selbstwertgefühl. Oft suchen betroffene Personen bei sich selbst die Schuld.

Was du wissen solltest: Ein Trauma ist eine tiefe Wunde. Die Form, wie Menschen darauf reagieren, ist ihr Weg, diesen Schmerz zu überstehen.

Bewältigungsstrategien

Angesichts all dieser verschiedenen Auslöser – von überwältigenden Emotionen über gesellschaftlichen Druck bis hin zu traumatischen Erlebnissen – ist es klar, dass viele Menschen nach Wegen suchen, um mit diesen intensiven Gefühlen und Belastungen umzugehen. Wenn das innere Chaos unerträglich erscheint, kann der Wunsch entstehen, den Schmerz kurzfristig in etwas Physisches zu verwandeln. Dadurch wird er „greifbar“ und erscheint kontrollierbarer.

Selbstverletzendes Verhalten ist somit oft eine Art, mit intensivem emotionalem Schmerz umzugehen. Ein Schmerz, der so überwältigend ist, dass es sich anfühlt, als gäbe es keinen anderen Ausweg.

 

Schuld und Scham

Manche Menschen verletzen sich selbst, weil sie sich schuldig fühlen oder glauben, sie hätten es „verdient“. Diese Form der Selbstverletzung ist oft mit tief verwurzelter Scham, Selbstkritik und dem Gefühl, nicht „gut“ genug zu sein, verbunden.

Diskriminierungserfahrungen können gerade bei queeren Jugendlichen eine Rolle spielen. Vielleicht fragst du dich, ob mit dir etwas nicht stimmt oder ob du dich anpassen musst, um endlich dazu zu gehören? Ständig „anders“ zu sein, die Erwartungen nicht zu erfüllen und für deine Identität kämpfen zu müssen, ist anstrengend und kann zu einem Gefühl von Scham oder Schuld führen. Dieses ständige Gefühl, nicht in diese „Erwartungs-Welt“ zu passen, hat einen starken Einfluss auf dein Selbstbild und dein Selbstwertgefühl.

Auch Menschen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, tragen oft die Last der Scham, obwohl die Schuld eindeutig bei den Täter*innen liegt.

Es ist nicht deine Schuld!

Wichtig: die Scham, die du vielleicht empfindest, nicht aus dir selbst kommt. Sie wird von diesen Normen und Strukturen ausgelöst, die bestimmte Körper, Identitäten und Lebensweisen bevorzugen oder abwerten. Du bist nicht das Problem – das Problem sind die Strukturen, die Menschen wie dich unsichtbar machen wollen.

Disclaimer

Die Inhalte dieser Seite dienen ausschließlich Informations- und Aufklärungszwecken. Sie sind keine medizinische, psychologische oder therapeutische Beratung und ersetzen nicht die Diagnose oder Behandlung durch ausgebildete Fachpersonen. Unser Ziel ist es, aufzuklären und Hilfsangebote sichtbar zu machen, um Wege aus der Selbstverletzung zu finden. Wenn du Fragen oder Sorgen bezüglich deiner physischen oder psychischen Gesundheit hast, wende dich bitte an eine Ärztin / einen Arzt, Therapeut*in oder eine andere qualifizierte Fachperson. Nur diese können eine fundierte Diagnose stellen und dir geeignete Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen. In akuten Notfällen oder Krisensituationen rufe bitte sofort den Notruf 112 an oder kontaktiere eine Krisenhotline.